Deutschlands Metropolen brauchen dringend neue Wohnungen – und angesichts der Bodenpreise auch neue Wohn- und Baukonzepte. Gerne möchte ich im Namen der Netzwerk-Initiative WOHNRAUM FÜR ALLE auf ein Projekt von Architekten und Planern hinweisen, die sich das Ziel gesetzt haben, unbürokratisch so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen.
Erst vor wenigen Tagen titelte die FAZ „Für Flüchtlinge müssen Hunderttausende von Häusern gebaut werden. Der Wohnungsbau entscheidet mit über die Zukunft des Landes. Wo bleiben die großen Entwürfe?“ Zumindest in München will man mit einem ehrenamtlich organisierten Netzwerk aus Planern, Architekten und anderen Fachleuten den großen Wurf wagen.
Auftaktveranstaltung der Netzwerk-Initiative WOHNRAUM FÜR ALLE
Informationen, Pecha-Kucha-Vorträge, Vernetzung
Samstag, den 21. November, 13.00 – 17.30 Uhr
im Vorhoelzer-Forum , TU München
Institutsbau, Südterrasse, Arcisstraße 21/Raum 5170
Die Region München steht vor großen Herausforderungen: Der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen übersteigt bei weitem das Angebot. Die Flüchtlingskrise verschärft diese Situation zusätzlich. Mit traditionellen Methoden wird es schwierig, in der Kürze der Zeit die richtigen Lösungen zu finden. Die Initiative WOHNRAUM FÜR ALLE möchte jetzt die fachliche Kompetenz all derer, die zur Lösung dieser großen städtebaulichen, baulichen und sozialen Aufgabe beitragen können, bündeln. Mit dem neu geschaffenen Netzwerk werden Fachleute eingeladen, – gerne in interdisziplinären Teams – im Rahmen einer Ideenwerkstatt ehrenamtlich bis Januar/Februar Konzepte zu erarbeiten oder bestehende Lösungen einzubringen. Gefragt sind nachhaltige Konzepte für gut gestalteten, schnell zu realisierenden, bezahlbaren und die Integration fördernden Wohnungsbau.
Programm:
Am 21. November sind Fachleute aus den Bereichen Planung, Bauen, Verwaltung und Soziales um 13 Uhr zum offiziellen Auftakt der Ideenwerkstatt eingeladen.
Nach einer Einführung der Initiatoren Christian Böhm, Lothar Grassinger und Prof. Mathias Ottmann werden wichtige Aspekte der Aufgabenstellung im Pecha-Kucha- Format vorgestellt. Fachleute widmen sich auf 20 Folien á 20 Sekunden unter anderem Fragen wie: „Welche Wohnkonzepte fördern das Zusammenleben von Flüchtlingen und angestammter Bevölkerung?“, „Welche Wohnungsgrundrisse sind notwendig?“ und „Welche Konzepte bieten sich für die Freiraumplanung an?“
Nach einer Pause geht es in der zweiten Pecha-Kucha-Runde um ganz konkrete Themen wie: Baurecht, gesetzliche Standards und Finanzierung. Ab 18 Uhr haben potentielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ideenwerkstatt aus den unterschiedlichsten Disziplinen (Architekten, Landschaftsarchitekten, Hersteller, Bauphysiker, Soziologen, Immobilienwirte, Studenten, etc.) die Gelegenheit, sich kennenzulernen und Teams zu bilden.
Die eingereichten Konzepte werden von einer Jury beurteilt, veröffentlicht und auf www.wohraum-fuer-alle.de präsentiert.
Das Ziel ist, dass kommunale und private Bauherren auf diesem Wege gute Konzepte und Planer finden und mit Ihnen Wohnungen bauen. Für diesen zweiten Schritt werden Bauherren und Grundstücke zur Zeit gesucht.
Hintergrund der Initiative:
Die Initiatoren sehen sich als Menschen aus den Planungs- und Bauberufen in der Pflicht, an der Bewältigung dieser Aufgabe mitzuwirken. „Wir aus den Planungs- und Bauberufen müssen Konzepte für kostengünstigen qualitätsvollen Wohnraum entwickeln“, sagt Christian Böhm, Vorsitzender des Bayerischen Werkbundes. Ziele und Werte der Baukultur dürften dabei nicht einfach über Bord geworfen werden. „Es gilt, trotz des gewaltigen Zeit- und Handlungsdrucks, nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die sowohl kurzfristig der Unterbringung dieser neuen Mitbürger dienen als auch auf Dauer bezahlbaren Wohnraum im Rahmen einer Zweitverwendung bieten. Denn die Menschen, die jetzt zu uns kommen, werden viele Jahre bleiben“, meint Professor Dr. Matthias Ottmann Technische Universität München.
Die Zielvorgaben sind klar: Die kostengünstig realisierbaren Wohnungen müssen gute Wohnqualität und Gestaltung aufweisen und langfristig für alle Bevölkerungsgruppen nutzbar sein. Das Konzept muss Integration fördern und eine Ghettoisierung verhindern. „Wir suchen Raumprogramme, die das Gemeinschaftsleben fördern“, sagt Lothar Grassinger von Grassinger Emmrich Architekten GmbH. „Es soll eine kostengünstige, möglicher Weise modulare Bauweise, entwickelt werden, die sehr kurze Bauzeiten gewährleistet und die im Ballungsraum notwendige Baudichte ermöglicht. Nicht zu vergessen ist auch ein qualitätvoller Stadt- und Freiraum, der ganz entscheidend zur Integration beiträgt.“
Die Initiative WOHNRAUM FÜR ALLE ging ursprünglich von Einzelpersonen und Büros aus dem Planungs- und Architekturbereich aus, die ihren Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingssituation leisten wollen. Nun hat der Deutsche Werkbund Bayern die Trägerschaft übernommen. Die Initiative hat Zuspruch von vielen Seiten erfahren, wir danken den Unterstützern Landeshauptstadt München – Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Bayern LB, Bayern Labo, BFW Landesverband Bayern e.V., Hans Sauer Stiftung, Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München, Metropolregion München e.V., und den Förderern Rechtsanwaltskanzlei Arnecke Siebeth und WÖHR + BAUER GmbH sowie den Medienpartnern muenchenarchitektur.com, mucbook.de, Grün&Gloria, CAD-Solutions Martin Schnitzler.
Weitere Partner und Unterstützer sind ausdrücklich willkommen!
23. November 2015 - 19:49
Liebe Initiatoren,
ich begrüße Ihre Aktion sehr!
Mit Kollegen aus dem Planungsbereich, als auch aus der Sozialwissenschaft arbeiten wir (auch ganz konkret) an diesem Thema – klar, und auch schon länger – und entwickeln Bausteine im Wohnungsbau zur Bewältigung der akuten Lage, als auch langfristige Ansätze. Insbesondere befassen wir uns mit der Kommunikation unter den vielen Beteiligten, mit welchen Maßnahmen diese gefördert werden kann, um Akzeptanzen zu schaffen und die richtigen Bedürfnisse zu ermitteln.
Leider war es mir am Samstag nicht möglich, an der Veranstaltung teilzunehmen, ich bin aber gerne bei weiteren Aktionen dabei und freue mich über Ihre Informationen und Hinweise.
Freundlich grüßt Sie
Octavianne Hornstein
Architektin . Mediatorin
ohornstein@gmx.de